Jetzt nehme ich mir mal die Zeit und lasse Euch an meinen ganz persönlichen Erinnerungen an Karsten Bäron teilhaben. Grund dafür ist, dass er seit gestern offiziell zum neuen Trainer der HSV-Amateure, die jetzt HSV II heißen, berufen wurde. Vorher hatte er die A-Jugend trainiert.
Ja, Karsten Bäron, einer der wie ich meine am meisten unterschätzte Stürmer. Er kam 1992 aus Berlin zum HSV und schoss in seiner ersten Saison 8 Tore in 27 Spielen.
Schnell wurde er aufgrund seiner enormen Körpergröße und Kopfballstärke als "Air Bäron" bekannt. Seitdem dürfte er so manchem Fernseh-Fußballfan durch das Plakat von
Frank Niemann bekannt geworden sein, das hing auch beim WM-Finale in Yokohama.
Ich weiß noch genau wie es zu der Zeit war, als die AOL-Arena noch Volksparkstadion hieß und dei Dauerkarte noch 65 DM kostete. Wir standen im Block E und da kam er mit seinen roten Stutzen lässig über die Bande gesprungen zum Aufwärmen und ale dachten: Na, der wird heute mal wieder ganz groß spielen. Es ist mir bis heute ein Rätsel, wie er bei seinem Körperbau auch am Boden so technisch beschlagen Fußball spielen konnte.
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere, in der Saison 1992/93 mit 13 Toren in 32 Spielen munkelte man, dass es ein Mann für die Nationalmannschaft sei und man erzählte sich, dass Uli Hoeneß versuchte ihn zu Bayern München zu holen. Angeblich hatte der HSV ein besseres Angebot, hmmm.
Aber dann wurde es schlimm für ihn. Knorpelschaden im Knie, mittlerweile keine Seltenheit bei so körper-langen Profisportlern. Durch hartes Training und nach acht Knie-OPs kam dann der große Auftritt, den fast keiner für möglich gehalten hatte.
Nach
keinem Pflichtspieleinsatz in den Jahren 1997 bis 1999 kam es am 18.12.1999 zum Ende der Hinrunde am 17.Spieltag zu einem der bewegendsten Momente.
Beim Stande von 5:1 gegen Duisburg bei sehr guter Lauen auf den Rängen wurde ab der zweiten Halbzeit das Aufwärmen von Bäron frenetisch gefeiert. Jeder im Stadion wusste, dass heute etwas hansatisch-historisches passieren würde. In der 80. Minute dann hatte Frank Pagelsdorf ein Einsehen mit den Fans und bat Bäron zu sich, Trainingsanzug aus, der Jubel auf den Rängen war enorm, das Fußballspiel geriet in den Hintergrund. Dann stand er da und wartete auf die nächste Spielunterbrechung. Die jedoch kam nicht, da das Spiel gelaufen war, Duisburg nicht mehr konnte und Hamburg nicht mehr wollte.
Dann erkannten die Duisburger in Person von Torsten Wohlert die Situation und mit einer beispielhaften Aktion des Sportgeists drosch Torsten Wohlert die Kugel unbedrängt ins Aus, das Comeback des Jahres war perfekt...
Es folgten noch ein paar Spiele und dann war Schluss mit der aktiven Karriere von Karsten Bäron als Spieler.
Insgesamt 124 Spiele mit 39 Toren bestritt er für den HSV, und nun ist er Trainer der zweiten Mannschaft. Was daraus noch werden kann sieht man ja an Doll (der im Duisburg Spiel übrigens in der 71. Minute für Rodolfo Cardoso eingewechselt wurde...)